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In der Reformierten Kirche Ägeri predigt Pfarrer Michael Maurer. Foto: Regine Giesecke
Am Sonntag, 3. November, findet am Reformationstag erstmals ein Kanzeltausch statt. Reformierte Pfarrpersonen sind in einer anderen reformierten Kirche im Kanton Zug zu Gast und gestalten dort den Gottesdienst.
Bei vielen Pfarrerinnen und Pfarrern ist der fixe Arbeitsplatz vielfach noch Alltag. Man predigt in seiner oder ihrer Kirche vor Gläubigen, die einem von den sonntäglichen Kirchenbesuchen meistens bekannt sind. Die Reformierte Kirche Kanton Zug möchte diese Tradition jetzt aber mit einer neuen ergänzen: dem Kanzeltausch. Reformierte Pfarrpersonen sind in einer anderen reformierten Kirche im Kanton Zug zu Gast und gestalten dort den Gottesdienst.
Erstmals abgehalten wird der Kanzeltausch am Sonntag, 3. November, im Rahmen des Reformationstags. «Wir gedenken dann jeweils dem Beginn der Reformation und vergegenwärtigen uns ihrer zentralen Erkenntnisse vor 500 Jahren», erklärt Andreas Maurer, Mitglied des Kirchenrats und Regionalpfarrer. «Es ist vergleichbar mit einer Autofahrt: Es geht primär vorwärts, aber es ist gut, ab und zu in den Rückspiegel zu schauen. Unsere Kirche reformiert sich laufend, aber wir müssen auch zurückblicken, welches unsere Wurzeln sind.»
Der Reformationstag findet in der Schweiz jeweils am ersten Sonntag im November statt. Das wurde im 19. Jahrhundert, als noch unterschiedliche Reformationsjubiläen durchgeführt werden, festgelegt. Die Idee für den Kanzeltausch entstand bei Diskussionen, wie die Zusammenarbeit der sieben Bezirke der Reformierten Kirche Kanton Zug verbessert werden kann. «Es entstand der Wunsch, sich untereinander mehr zu vernetzen, um sich Herausforderungen besser stellen zu können. Auch die Reformierte Kirche spürt zum Beispiel den Fachkräftemangel, wir müssen Ressourcen bündeln. Dafür müssen sich die einzelnen Kirchgemeinden aber besser kennenlernen. Ein Lösungsansatz ist der Kanzeltausch, den wir Pfarrpersonen gemeinsam beschlossen haben», sagt Andreas Maurer.
Am Sonntag, 3. November werden jetzt also Pfarrerinnen und Pfarrer nicht in ihrer Stammkirche predigen, sondern bestreiten ein «Auswärtsspiel». Diese Premiere findet in sechs Kirchen mit den folgenden Pfarrpersonen statt:
● Ägeri: Andreas Maurer (Regionalpfarrer)
● Baar: Michael Sohn (sonst Cham)
● Cham: Corinna Boldt (sonst Rotkreuz)
● Menzingen: Semira Roth (sonst Baar)
● Rotkreuz: Manuel Bieler (sonst Baar)
● Steinhausen: Thomas Habegger (Spitalseelsorger)
Das nicht in allen reformierten Kirchen des Kantons Zug ein Kanzeltausch stattfindet, ist dem Umstand geschuldet, dass andere Veranstaltungen terminiert sind. «In der Kantonshauptstadt zum Beispiel ist gleichzeitig die Herbstausstellung Zuger Messe. Am 3. November findet in diesem Rahmen ein ökumenischer Gottesdienst statt. Da hätte ein zusätzlicher Kanzeltausch wenig Sinn gemacht», erklärt Andreas Maurer.
Er selbst wird seinen Kolleginnen und Kollegen mit gutem Rat zur Seite stehen. Als Regionalpfarrer ist er nicht fest einer Kirchgemeinde zugeteilt und ist es sich eher gewohnt, in verschiedenen Kirchen zu predigen. Denn dies sei alles andere als einfach. «Das Abendmahl wird nach der Tradition der Gemeinde durchgeführt, in welcher der Gottesdienst stattfindet. Also muss sich die Pfarrperson im Vorfeld darüber informieren.» Ein weiteres Thema sind die Lieder, die gesungen werden. «Wähle ich ein Lied aus dem traditionellen Gesangsbuch oder aus einem neuen, modernen? Will ich, dass die Gläubigen auf alle Fälle mitsingen oder will ich ein vielleicht unbekanntes Lied wagen?» Die Pfarrperson müsse sich im Vorfeld mit dem unbekannten Kirchenraum vertraut machen. «Wo stehe ich? Funktioniert das Mikrofon? Wie ist es mit dem Licht? Kann ich meine vorbereitete Predigt an meinem Standort gut lesen?» In Zug und Cham läuteten während dem Unservater die Glocken, auch das müsse einem als Pfarrperson bewusst sein. In einigen Kirchgemeinden stehen die Kirchenbesucherinnen und -besucher beim Singen, andere nur beim Beten. Auch wichtig: «Die traditionellen Kirchen in Baar und Cham vermitteln eine ganz andere Atmosphäre als das Kirchlein in Menzingen.»
Pfarrer Andreas Maurer ist sich sicher, dass sich alle Beteiligten auf den Kanzeltausch freuen. Und er hofft, dass die Reformierte Kirche daraus eine feste Tradition machen kann. «Wir sind verbunden mit anderen Gemeinden, denn wir sind eigentlich eine einzige grosse Gemeinde. Wir gehören zusammen und arbeiten zusammen. Das möchten wir mit dem Kanzeltausch praktizieren und ausbauen.»
Renato Cecchet
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