Im Kracher gegen Deutschland in Frankfurt

Ob Fussball oder Eishockey – die Fans sind meistens wenig erpicht darauf, wenn der ursprüngliche Name einer Spielstätte einem mit Sponsorenzusatz weichen muss. In der Schweiz hiess das Wankdorf-Stadion in Bern auch für viele noch so, als es eigentlich Stade de Suisse genannt wurde (inzwischen heisst es auch wieder Wankdorf.). Auch in Kloten sprechen die Eishockeyfans vielfach noch vom Schluefweg, und nicht von der Swiss Arena.

Für immer Waldstadion

Gleiches gilt für die zweite Spielstätte der Schweizer Fussballnationalmannschaft an der EURO 2024 für das Gruppenspiel vom Sonntag, 23. Juni, 21 Uhr, gegen Deutschland in Frankfurt. Offiziell heisst das Stadion seit 2020 Deutsche Bank Park. Bei den Fans aber weiterhin Waldstadion.

Die ursprüngliche Namensgebung ist wie beim Müngersdorfer Stadion in Köln (siehe Ausgabe der Zuger Woche vom Mittwoch, 5. Juni) mit dem Standort verbunden. Es liegt im Stadtwald im Stadtteil Frankfurt-Sachsenhausen. Das 1925 eröffnete, seither mehrfach modernisierte Stadion wurde anlässlich der Fussball-Weltmeisterschaft 2006 an gleicher Stätte als reines Fussballstadion ohne Leichtathletikanlage neu errichtet. Prägnantes Merkmal ist neben den beiden etwa 65 Meter hohen Medientürmen das 37'500 m² grosse Zeltdach, das vollständig geschlossen werden kann und zum Beispiel bei Starkregen eine wettergeschützte Durchführung von Veranstaltungen ermöglicht.

American Football, Handball, Boxen, Eishockey, Madonna...

Hauptnutzer der Arena ist die Männer-Fussballmannschaft von Eintracht Frankfurt, die seit Einführung der Bundesliga 1963 ihre Heimspiele im Waldstadion bestreitet. Nach der Fusion des 1. FFC Frankfurt mit der Eintracht im Jahr 2020 tragen auch die nun in der Bundesliga spielenden Eintracht-Frauen ihre Heimspiele im Deutsche Bank Park aus.

Das Waldstadion war von 1991 bis 2007 Heimstätte für das American-Football-Team von Frankfurt Galaxy. Aktuell sind Europa-Spiele der US-amerikanischen NFL in Frankfurt zu Gast, zuletzt 2023 die aktuellen Champions der Kansas City Chiefs gegen die Miami Dolphins sowie die Indianapolis Colts gegen die New England Patriots. 2010 gewann Wladimir Klitschko im Waldstadion den WM-Boxkampf gegen Samuel Peter.

2014 fand das Bundesliga-Handballspiel Rhein-Neckar Löwen gegen HSV Hamburg vor der Weltrekordkulisse von 44'189 Zuschauerinnen und Zuschauern statt. Am 4. Januar 2025 wird Eishockey statt Fussball gespielt. Dann geht das DEL Winter Game zwischen den Löwen Frankfurt und Adler Mannheim übers Eis.

Wie in Köln sorgten auch im Frankfurter Fussballstadion schon zahlreiche Stars für die Musik. Madonna trat hier auf, Genesis, Herbert Grönemeyer Bon Jovi, Bruce Springsteen, Céline Dion oder Depeche Mode. Im Juli werden Rammstein das Stadion gleich dreimal in eine Feuerhölle umwandeln. Peter Maffay und Roland Kaiser müssen hoffen, das der Deutsche Bank Park für ihre ebenfalls im Juli stattfindenden Konzerte dann noch steht.

Keine Sponsorennamen erlaubt

Ob Fifa oder Uefa, ob WM oder EM – die Stadien erhalten während den Turnieren jeweils eigene Bezeichnungen ohne die Sponsoren, die aktuell Namensgeber sind. Zwei deutsche Stadien dürfen während der EURO 2024 vom 14. Juni bis 14. Juli ihre Eigennamen behalten: das Olympiastadion in Berlin und das Volksparkstadion in Hamburg. Die Allianz Arena in München wird umbenannt in Munich Football Arena, der Signal-Iduna-Park heisst BVB Stadion Dortmund. Die Red-Bull-Arena wird Leipzig Stadium heissen, der Deutsche Bank Park Frankfurt Arena, das Rhein-Energie-Stadion in Köln Cologne-Stadium, die Mercedes-Benz-Arena schlicht Stuttgart Arena und die Merkur-Spiel-Arena wird nur noch zur Düsseldorf Arena. In Gelsenkirchen freuen sich die einheimischen Fans vielleicht auf den Namenstausch. Aus der Veltins-Arena wird während der EM nämlich wieder die Arena Auf Schalke.

Renato Cecchet