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Bei Rettungsgrabungen im Kiesabbaugebiet Äbnetwald bei Cham-Oberwil wurde überraschend die Überreste eines grossen römischen Gebäudes entdeckt. Das Amt für Denkmalpflege und Archäologie lädt nun zu einem Tag der offenen Grabung ein.
Für den Kanton Zug handelt es sich um die bedeutendste Entdeckung römischer Ruinen seit fast 100 Jahren. Die Fachleute des Amts für Denkmalpflege und Archäologie legten in den vergangenen Monaten weitere Bereiche des über 500 m² grossen Bauwerks frei.
Ein Jahr nach der überraschenden Entdeckung im Äbnetwald arbeiten Spezialistinnen und Spezialisten noch immer daran, weitere Mauern, Böden, Wege und Objekte aus der Römerzeit freizulegen. Dabei machen sie immer wieder spannende Entdeckungen. So fanden sie direkt neben den oft noch gut erhaltenen Mauerfundamenten grosse Mengen an Steinen. Diese deuten darauf hin, dass auch die Wände des Gebäudes bis zu einer gewissen Höhe aus Stein bestanden. An den gefundenen Verputzresten ist zu sehen, dass die Steinwände mit roter und schwarzer Farbe bemalt waren. Ziegelfragmente deuten darauf hin, dass zumindest ein Teil des Gebäudekomplexes ein Ziegeldach hatte. Ausserhalb der Räumlichkeiten kamen Kiesplätze und -wege zum Vorschein. Diese wurden in römischer Zeit nachweislich mit Karren befahren. An einigen Stellen sind diese «Karrengleise» noch sichtbar.
Scherben von Tafel- und Kochgeschirr, Amphoren und Glasgefässen erzählen vom Leben im Äbnetwald vor 2000 Jahren und von den damaligen Handelsbeziehungen. Das Tafelgeschirr stammt aus dem heutigen Frankreich. Die Amphoren und ihr Inhalt – denkbar sind etwa Öl, Oliven, Wein, Fischsauce – von verschiedenen Orten im Mittelmeerraum, der die gesamte Tischkultur in weiten Teilen Europas prägte. Die gefundenen Bruchstücke aufwändig gestalteter Glasgefässe zeugen von der hohen Handwerkskunst in römischer Zeit.
Der gesamte Umfang des römischen Gebäudekomplexes im Äbnetwald wird wahrscheinlich weit über 500 m² betragen. «Noch ist nicht geklärt, welche Funktion dieses grosse Gebäude hatte», erläutert Karin Artho, Leiterin des Amts für Denkmalpflege und Archäologie «Handelt es sich um eine Villa mit Weitsicht oder um ein Tempelgebäude? Dies herauszufinden, ist Gegenstand der aktuellen und fortlaufenden Grabungen.»
Auslöser für die Ausgrabungen im Äbnetwald ist der Kiesabbau im Hügel zwischen Niederwil, Oberwil und Knonau. So begleitet das Amt für Denkmalpflege und Archäologie die Arbeiten seit den 1990er-Jahren mit sogenannten Rettungsgrabungen. Dazu untersuchen die Archäologinnen und Archäologen mit einem Vorsprung von rund einem Jahr die obersten Schichten des Kieshügels, bevor er abgetragen wird. Dank der beispielhaften Zusammenarbeit mit der für den Kiesabbau zuständigen Risi AG können wichtige Spuren der Vergangenheit gesichert werden, bevor sie für immer verschwinden.
Am Samstag, 14. September, lädt das Amt für Denkmalpflege und Archäologie die Bevölkerung ein, den aktuellen Stand der Ausgrabung und die neuesten archäologischen Entdeckungen vor Ort anzuschauen. Ein Rundgang vermittelt die Dimensionen der inzwischen freigelegten römischen Bauten. Das Ausgrabungsteam der Abteilung Ur- und frühgeschichtliche Archäologie führt durch die laufende Ausgrabung und gibt spannende Einblicke in die Arbeit der Archäologie. Zudem werden weitere Highlights der vergangenen Ausgrabungen im Äbnetwald zu sehen sein – so zum Beispiel ein rätselhaftes Mondhorn aus der Bronzezeit und keltische Münzen.
Parallel zum Tag der offenen Grabung öffnet die Risi AG ihre Tore und bietet einen Einblick in den Kiesabbau. Auf einem Rundgang zeigt sie, welche gefährdeten Tierarten in den offenen Kiesflächen ihr Zuhause haben und wie diese gefördert werden. Anschliessend folgt ein Blick in die Kiesgrube mit ihren grossen Maschinen und steilen Abbauwänden, welche die Geologie der Region offenbaren.
UG
Besucherinfos
Wann: Samstag, 14. September, von 10 bis 16 Uhr
Wo: Äbnetwald bei Oberwil, Gemeinde Cham
Anreise: Es steht nur eine begrenzte Anzahl Parkplätze zur Verfügung. Wir bitten daher, mit dem ÖV über Knonau ZH oder Cham-Niederwil anzureisen. Fussweg von der Bus- oder Bahnhaltestelle ca. 15 Minuten. Der Weg ist ausgeschildert.
Ausrüstung: Gutes Schuhwerk und der Witterung angepasste Kleidung. Das Gelände ist nicht rollstuhlgängig und erfordert gute Trittsicherheit.
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