Widerstand nimmt konkrete Formen an

Die Mitglieder der IG Wahlfreiheit Kanton Zug (von links): Jean Luc Mösch, Brigitte Wenzin Widmer, Josef Huwiler,
Die Gesundheitsdirektion will der Andreas-Klinik die Grund- und Notfallversorgung entziehen. Dagegen wehrt sich eine neue IG.
Von: Patrick Caplazi
Die Überarbeitung der Zuger Spitalliste gibt zu reden. Neu soll die Grund- und Notfallversorgung nur noch im Zuger Kantonsspital stattfinden – und nicht mehr zusätzlich in der Chamer Andreas-Klinik.
Die IG Wahlfreiheit Kanton Zug lancierte eine Petition
Gegen die Änderung wehren sich zahlreiche Politikerinnen und Politiker, vor allem aus der Region Ennetsee. Auch Vertreter aus der Wirtschaft sind empört. Es wird ein Leistungsabbau befürchtet. Um die Pläne der Gesundheitsdirektion zu verhindern, bildete sich die Interessensgemeinschaft (IG) Wahlfreiheit Kanton Zug. Sie fordert die Bürgerinnen und Bürger auf, eine Petition zu unterschreiben. Zu finden ist sie auf ig-wahlfreiheit-zug.ch. Mit dieser Lancierung wird der Zuger Regierungsrat dazu aufgefordert, seinen Entscheid zu revidieren.
Die IG setzt sich aus Jean Luc Mösch, Kantonsrat, Die Mitte, Cham, Josef Huwiler, Unternehmer aus Cham (beide Co-Leiter), sowie Brigitte Wenzin Widmer, Kantonsrätin SVP Cham, Barbara Hofstetter, ehemalige Gemeindepräsidentin Steinhausen, Die Mitte, Steinhausen, Adrian Risi, Kantonsrat SVP Zug und Jill Nussbaumer, Kantonsrätin FDP Cham, zusammen. Sie alle (ausser Barbara Hofstetter) waren anwesend, als die IG Wahlfreiheit Kanton Zug die Medienschaffenden am 23. September in den Lorzensaal Cham zur Orientierung einluden.
«Die gesamte Bevölkerung des Kantons Zug würde leiden»
Der Bevölkerung drohe mit der Überarbeitung der Spitalliste nicht nur der Verlust ihrer Wahlfreiheit, sondern auch der Verlust von Arbeitsplätzen, die Aufgabe von Arztpraxen, der Wegfall von Steuereinnahmen sowie eine noch stärkere Abwanderung von Patientinnen und Patienten nach Luzern oder Zürich, so der Tenor der IG-Mitglieder. «Wichtige Arbeits- und Ausbildungsplätze gehen aus Sicht des Gewerbes verloren», betont Jean Luc Mösch, Präsident des Chamer Gewerbevereins. Er ergänzt: «Wir setzen uns für die Andreas-Klinik ein, weil unter dem geplanten Versorgungsabbau nicht nur die Klinik, sondern die gesamte Gesundheitsversorgung im Kanton Zug leidet.»
«Wieso etwas ändern, das seit Jahren gut funktioniert?»
Josef Huwiler sagte, dass das Zuger Erfolgsmodell ohne Not und plausiblen Grund geändert werden solle. «Im Kanton Zug sind Wettbewerb und Marktwirtschaft fest verankert. Nun steuert die Gesundheitsdirektion ausgerechnet im wichtigen Gesundheitsbereich in Richtung Monopol. Dies schwächt langfristig die Qualität der Leistungserbringung», so Huwiler. Jill Nussbaumer fügte hinzu: «Das Vorgehen der Regierung steht im Widerspruch zum im Gesundheitswesen wichtigen Grundsatz der Wahlfreiheit: Die Zuger Bürgerinnen und Bürger sollen die Wahl haben, wo sie sich behandeln lassen.» Besonders für die Bevölkerung in der Region Ennetsee sei die Andreas-Klinik besser erreichbar als das Kantonsspital. Mit einem Anteil von rund zwei Dritteln ausschliesslich grundversicherter Patientinnen und Patienten sei die Andreas-Klinik zudem ein Spital, das allen Menschen offenstehe, sagte Nussbaumer weiter. «Es ist völlig unverständlich, dass die Regierung die Andreas-Klinik nun zur Spezialklinik für Wahleingriffe zurechtstutzen will.» Brigitte Wenzin Widmer gab zu bedenken, dass von dem Regierungsentscheid auch die äusserst beliebte Geburtenabteilung betroffen wäre. Adrian Risi rief zudem in Erinnerung, dass sich gerade auch während der Covid-Pandemie gezeigt habe, dass der Kanton Zug dankbar war für die Kapazitäten der Andreas-Klinik, um auch in Zeiten überdurchschnittlicher Belastung handlungsfähig zu bleiben.
Die Petition und Argumente gibt es auf ig-wahlfreiheit-zug.ch
Die Petition soll schon bald mit möglichst vielen Unterschriften Gesundheitsdirektor Martin Pfister übergeben werden. Die IG fordert die Bevölkerung deshalb auf, ihre Unterstützung auf ig-wahlfreiheit-zug.ch kundzutun. Auf der Website sind alle Fakten zum Thema nachzulesen.