Steht der Bushalt an falscher Stelle?

Man beachte die gerade Linie vom Auto zur Bushaltestelle (nicht zu den Wartenden abseits des Bushalts Egg). Bild: Zaboo

Die Markierungen am Boden des aktuellen Unfalls zeigen, dass das Unfallfahrzeug auf direkter Linie auf die Bushaltestelle Egg zufuhr. Bild: Florian Hofer
2020 und Ende Juni ereigneten sich zwei fast identische Unfälle mit tödlichem Ausgang auf der Höhe der Bushaltestelle Egg. Wie kam es dazu?
Von: Claudia Schneider
Ein Unfall mit tödlicher Folge ist ein dramatisches Schicksal. Zwei fast identische Unfälle innerhalb von zwei Jahren werfen zudem auch Fragen auf. Am 18. Mai 2020 schrieb die Zuger Polizei in einer Medienmitteilung: «Ein 23-jähriger Autofahrer, der bergwärts unterwegs war, verlor unmittelbar nach der Einmündung Winzrüti die Kontrolle über sein Fahrzeug. Der Pick-up prallte in das Bushäuschen der Haltestelle Egg und erfasste dort eine Frau.» Das Opfer erlag kurz darauf den Verletzungen.
Am 29. Juni meldete die Polizei: «Eine 29-jährige Autofahrerin, die Richtung Ägeri unterwegs war, verlor unmittelbar nach der Einmündung Winzrüti die Kontrolle über ihr Fahrzeug. Das Auto prallte in das dortige Bushäuschen der Haltestelle Egg und erfasste einen 61-jährigen Mann.» Das Opfer starb auf der Unfallstelle.
Liegt die Bushaltestelle direkt in der «Schusslinie» der Autofahrer?
Der Baarer Gemeinderat Zari Dzaferi, Vorsteher Sicherheit/Werkdienst, erhält seit dem Unfall Ende Juni zahlreiche Reaktionen: «Die Besorgnis in der Bevölkerung ist gross.» Zuständig für die verkehrstechnische Situation vor Ort ist die Baudirektion des Kantons Zug. Der Gemeinderat habe sofort reagiert mit einem Schreiben an die Baudirektion, die Verkehrssicherheit schnellstmöglich einer umfassenden Prüfung zu unterziehen und notwendige verkehrstechnische Massnahmen zu ergreifen. «Der Gemeinderat fragt in seinem Schreiben, ob die Bushaltestelle am richtigen Ort ist. Der Standort wurde durch den Kanton festgelegt», so Dzaferi.
Aufgabe der Polizei ist es, einen Unfallrapport zu erstellen
Jeder der Polizei gemeldete Unfall wird untersucht, dazu ein Rapport erstellt. Dieser geht dann an die Staatsan-waltschaft, welche über allenfalls strafrechtliche Folgen entscheidet. «Interpretationen oder Vermutungen anzustellen, ist nicht Aufgabe der Polizei», erklärt Polizeisprecher Frank Kleiner.
Sicherheitsmängel wurden der Baudirektion keine gemeldet
Baudirektor Florian Weber schreibt auf Anfrage unserer Zeitung: «Der neuerliche Unfall in Allenwinden mit tödlichem Ausgang ist äusserst tragisch. Beim Unfall vor zwei Jahren war offenbar ein medizinischer Grund das Problem. Wie und warum es zum aktuellen Unfall gekommen ist, werden die laufenden Untersuchungen zeigen.» Die Baudirektion habe bei der Sanierung der Dorfstrasse Allenwinden in Bezug auf die Sicherheit einiges unternommen. «So wurden bei den Umbauarbeiten zusätzliche Sicherheitselemente, wie zum Beispiel ein geschützter Fussgängerübergang, eine übersichtlichere Platzierung der Bushaltestelle sowie eine Trottoirüberfahrt realisiert.» Alle Strassenbauprojekte des Kantons Zug würden jeweils durch speziell ausgebildete Personen bezüglich Sicherheitsmängel überprüft (Road Safety Audit). «Die Prüfung der Dorfstrasse Allenwinden hat keine Mängel ergeben.» Die Bevölkerung hegt derzeit dennoch Zweifel an dieser Feststellung. Kämen die Verantwortlichen zum Schluss, dass es Sinn machen könnte, das Bushäuschen umzuplatzieren, wäre dies aufgrund der geltenden Vorschriften für den barrierefreien ÖV mit einigem Aufwand verbunden.