Benevol Zug übernimmt die Koordination

Bei der anschliessenden Fragerunde standen auffallend viele Fachpersonen Red und Antwort. Das war richtig, denn die Teilnehmenden des Anlasses stellten sehr viele individuelle Fragen.Bild: pd
Um Freiwillige, Institutionen und allgemein Interessierte auf den neusten Stand zu bringen, fand im Lorzensaal in Cham ein Infoanlass statt.
Von: Patrick Caplazi
Seit Ankunft der ersten Geflüchteten Ende Februar engagiert und solidarisiert sich eine Vielzahl freiwilliger Helferinnen und Helfer. Sei es in Form von Geld- oder Sachspenden, aber ebenso bei der Betreuung, Begleitung, Beherbergung und Unterstützung von Betroffenen. Die Schwierigkeit liegt darin, diese Helferinnen und Helfer zu koordinieren, zu informieren und Anlaufstellen zu bieten. «Die Betreuung der Freiwilligenarbeit ist eine der ganz grossen Herausforderungen», sagte Regierungsrat Andreas Hostettler am Infoanlass. Man habe seitens Kanton und Gemeinden innert kürzester Zeit viel auf die Beine gestellt, so Hostettler. Dies sei gut gelungen, man habe aber auch Fehler gemacht.
Benevol Zug fungiert als Drehscheibe für alle Beteiligten
Gemäss Stefan Ziegler, Leiter des Kantonalen Sozialamtes, haben sich bis heute rund 700 Geflüchtete aus der Ukraine gemeldet. 500 davon leben bei Privaten. Zum Vergleich: Ende Februar betreute der Kanton rund 1300 Personen aus dem Asyl- und Flüchtlingsbereich. Es erstaunt also nicht, dass der Kanton und die Gemeinden aufgrund des raschen Anstiegs stark gefordert waren. So ist es auch nicht verwunderlich, dass in den ersten Wochen Unklarheiten, Leerläufe und Fehler entstanden. Mittlerweile habe man aber viel dazugelernt. Um die Koordination der Helfer zu verbessern, wird der Kanton seit kurzem vom Verein Benevol Zug, der auf Freiwilligenarbeit spezialisiert ist, unterstützt. Die Zusammenarbeit mit Benevol sei ein weiterer wichtiger Schritt, ist Hostettler überzeugt. Benevol soll als Drehscheibe funktionieren, vermitteln, triagieren und Angebot und Nachfrage im Kanton Zug künftig noch besser aufeinander abstimmen. Estefania Garcia Jung, Geschäftsleiterin Verein Benevol Zug, zeigte am Anlass auf, wie das künftig funktionieren wird. «Es braucht eine klare Abstimmung der Bedürfnisse, Koordination und Vernetzung. Wir sind daran, Koordinationsstellen in jeder Gemeinde zu schaffen, welche die Anlaufstellen für Freiwillige sein werden. In einigen Gemeinden bestehen diese Koordinationsstellen bereits. Die Gemeinden werden noch besser aufeinander abgestimmt. «Wir sind auch da, wenn Private oder Organisationen Fragen haben. Doch sollen die Koordinationsstellen der Gemeinden künftig die ersten Anlaufstellen sein», so Garcia Jung. Sie weist darauf hin, dass auf der Webseite www.benevol-zug.ch viele Informationen für freiwillige Helfer, Organisationen und Vereine zu finden sind.
«Es geht darum, unnötige Leerläufe und Frustration sowohl bei Privaten wie auch bei Behörden und Verwaltung zu vermeiden, sodass die geflüchteten Menschen optimal von der allseits geleisteten Arbeit profitieren», ergänzte Andreas Hostettler.
Freiwilligenarbeit koordinieren im Beispiel der Gemeinde Risch
Am Infoanlass zeigte Hanna Grossmann, Leiterin Abteilung Soziales / Gesundheit von der Gemeinde Risch auf, wie man dort an die neuen Herausforderungen ging, was alles unternommen wurde und wie der Stand der Dinge heute aussieht. Beispielsweise konnte eine Freiwilligenkoordinatorin gefunden werden, die Russisch spricht und als Anlaufstelle für alle Helferinnen und Helfer fungiert. Mit einem digitalen Kommunikationstool werden die Hilfeleistungen der Bevölkerung erfasst und die Suche nach Helfer für spezifische Aufgaben organisiert. Intern findet eine regelmässige Kommunikation statt, um die Entwicklungen der neuen Strukturen zu besprechen. Zudem wird die benötigte Zeit erfasst, um den internen Aufwand zu visualisieren.
Die Teilnehmenden des Anlasses stellten viele individuelle Fragen
Im Anschluss an die Redner folge die Fragerunde. Und die hatte es in sich, denn viele der Teilnehmenden kamen extra deswegen. Nebst den Rednern standen viele weitere Fachpersonen zur Verfügung. Unter anderem ging es um den Status S. . Dieser ist rückkehrorientiert. Die aktuelle Situation lässt allerdings vermuten, dass die Schutzsuchenden länger als ein Jahr in der Schweiz verbleiben werden. Daher sind gezielte Integrationsmassnahmen – fokussiert auf den Arbeitsmarkt – einzuleiten. Weitere Fragen betrafen die Kinderbetreuung, psychologische Angebote oder die Rolle der Caritas bei den Freiwilligeneinsätzen. Jemand wollte wissen, wie viele Personen bereits einen Job gefunden haben. Gemäss dem Leiter des Amts für Wirtschaft und Arbeit, Bernhard Neidhart, seien es 18 Personen, fünf davon aus dem Kanton Zug. In diesem Zusammenhang betonte er, dass der Kanton genau hinschaue, um Missbräuche zu vermeiden. Ab Anfang Juni können Geflüchtete mit Status S nicht mehr gratis den ÖV benutzen. Auch dazu gab es Fragen. Eine Frau, die in Baar zusammen mit ihrem Mann Geflüchtete aufnahm, sagte, dass sie auch mit Personen aus Rotkreuz Kontakt habe und es dort ganz anders geregelt werde. Genau deshalb solle dies jetzt künftig besser koordiniert ablaufen, so die Antwort.